IN MY ROOM: Endzeitdrama – menschenleere Welt
"In my Room" ist ein Endzeitdrama ohne Seuche oder Gefahr aus dem Weltall. Das Drama findet hier bei uns statt. Armin, ist ein Kameramann und führt ein Leben ohne Höhen und Tiefen. Doch eines Tages steht er ganz alleine da. Die Menschen sind weg - es gibt nur noch ihn und die Tiere. Wie geht er damit um? Was macht die Situation mit ihm und wie lebt er weiter?
In my Room: vom Alltag zum Desaster in der Welt
Ein wenig Macho steckt auch in Armin. Und er wirkt etwas altbacken. Zu Beginn des Films wird dies deutlich. Er hat Geldprobleme, im Job gibt es Ärger und mit den Frauen läuft es auch nicht rund. Ohnehin ist Armin nicht sonderlich gesprächig. Der letzte normale Tag in Armins Leben verbringt er damit, seiner Oma beim Sterben zuzusehen.
Nach diesem Verlust betrinkt er sich. Er fährt mit seinem Auto ans Ufer des Flusses, trinkt und schläft irgendwann ein. Bis hierhin ist Armin ein Typ den man nur gemässigt sympathisch findet. Doch als er seine Oma ein letztes Mal besucht, finden wir ihn doch nicht so schlecht.
Endzeit: die Menschen sind weg - und zwar alle!
Am nächsten Morgen wird Stück für Stück klar, was geschehen ist. Die Menschen sind weg – und zwar alle! Die Tiere und Pflanzen sind noch da, aber die Gesellschaft ist auf unerklärliche Weise verschwunden. Eine Katastrophe ist das und auch Armin ist zunächst erschrocken über diese Feststellung. Doch dann setzt die Rationalität wieder ein. Er verbrennt seine verstorbene Oma und zündet das Haus gleich mit an. Dann fährt er mit dem Auto los – in den Süden.
Irgendwann geht der Weg nicht mehr weiter, weil verlassene Autos den Weg versperren. Er schnappt sich einen anderen Wagen – einen Sportflitzer der Polizei. Damit rast er durch das Gefilde und hat sichtlich Spass. Und zwar so lange bis der auch mit diesem Auto nicht mehr weiterkommt.
Selbstversorger und Überleben sichern
An der Stelle gibt es sozusagen einen „Zeitsprung“. Das heisst, bis hier hin ist die Geschichte schlüssig. Das "Mittelteil" wird in "In my Room" kurzerhand ausgelassen.
Denn nach dieser rasanten Autofahrt sieht man Armin plötzlich in einem Haus, mitten in der Natur. Offenbar wohnt er nun dort mit Nutztieren und pflanzt Gemüse an. Er versucht sich als Selbstversorger und will sein Überleben sichern. Das erste Wasserrad jedoch geht rasch zu Bruch. Es sind noch Hürden zu überwinden - doch er kämpft sich durch. "In my Room" zeigt bis zu dieser Stelle wenig Hektik oder Panik. Und das zieht sich durch den ganzen Film hindurch.
Eine Überlebende gibt es: Kirsin! Hoffnung...
Offen bleibt wieviel Zeit vergangen ist, bis dieses folgende Ereignis eintritt. Nur am Bartwuchs von Armin darf der Zuschauer das erraten. Vielleicht war es ein Jahr oder auch länger. Denn mit dem Auto fährt er nicht mehr. Er ist nur noch zu Pferd unterwegs.
Die Wende scheint einzutreten als er überraschend doch noch eine Überlebende trifft. Die junge Frau, Kirsin, kommt gerade recht? Zu lange war er schon in der Isolation und natürlich hat er auch Bedürfnisse. Es gelingt ihm zunächst tatsächlich Kirsin in sexuelle Aktivitäten einzubinden. Doch damit schliesst sich schon fast wieder der Kreis.
Denn Armin ist wie er ist. Und auch das Endzeit-Drama, dem er ausgesetzt ist, ändert nichts daran. Seelisches Wachstum? Fehlanzeige! Für ihn ist Kirsin halt einfach eine Frau. So wie wohl alle andern zuvor auch. Die Möglichkeit, dass sie scheinbar die letzte Frau auf diesem Planeten ist, berührt ihn nicht wirklich. Die Idee gemeinsame Visionen zu entwickeln oder in eine seelische Tiefe einzutreten, ist nicht in seinem Kopf.
Kirsin aber stellt sich etwas vor, wenn schon die Endzeit eingetreten ist. Will sie wirklich hier mit Armin in diesem Haus bleiben bis sie irgendwann in einigen Jahrzehnten stirbt? Einiges spricht dafür: man kann sich gegenseitig helfen in der Not.
Doch offenbar überzeugt dieses Argument sie nicht ernsthaft. Eine Weile läuft das Zusammenleben gut. Doch dann möchte Kirsin nicht mehr bei ihm und an diesem Ort bleiben. Armins Einwand, dass er sie doch mag, kontert sie spitzfindig mit: „You like to fuck“. Ein kleiner Satz, der aber eigentlich auch schon alles sagt.
Kirsin und Armin sind scheinbar die letzten beiden Menschen auf der Erde. Und dennoch reicht dieser Gedanke nicht aus, dass sie zusammenbleiben. Als Kirsin mit einem LKW vorfährt und kundgibt, nun die Welt zu bereisen, will Armin mitfahren. Er springt sofort los und lässt alle Tiere frei. Als er zurückkommt, kann aber nur noch dem LKW hinterherschauen. Kirsin ist abgehauen und er ist wieder alleine. Damit endet die Geschichte in "In my Room".
Fazit:
Die Idee, dass eines Tages einfach die Menschen verschwunden sind, ist interessant. Wie gehen wir damit um? Was machen wir aus der Situation? Wir werden zu einem modernen Robinson Crusoe, der nicht auf einer einsamen Insel sitzt. Wie verändern wir uns, wenn die Gesellschaft weg ist? Und wie reagieren wir, wenn wir doch noch einen Überlebenden treffen?
Armin zeigt deutlich, dass er nicht aus seiner Haut kann oder will. Er ist eben rational und pragmatisch. Und das bleibt er auch. Die Menschen sind weg – okay – dann muss ich nun zusehen, wie es weitergeht. Das könnte ein Gedankengang von Armin sein.
Die Einstellung kann nützlich sein für das Überleben. Denn er richtet sich auf das Thema Sicherheit ein. Kirsin ist praktisch das Gegenteil von ihm. Sie will die Situation nutzen, wenn man machen kann was man will. Die Welt bereisen, sich bewegen und Neues erkunden.
Fazit:
Der Film "In my Room" ist zum Nachdenken gedacht. Grosse Aktion und mega Handlungen braucht man nicht erwarten – das gibt es nicht. Bei einigen Szenen zieht sich die Sache auch etwas in die Länge. Für meinen Geschmack ein guter Film, weit ab von den typischen amerikanischen Endzeit-Filmen. Aus dem Thema hätte man etwas mehr machen können.
Was ich hier vermisse, ist der Umgang mit der Tatsache, dass die Menschen weg sind. Wie plane ich mein weiteres Leben? Wir komme ich an Strom, Wasser und Nahrung? An der Stelle, wo diese Themen aufgegriffen werden konnten, gab es den "Schnitt". Witzig dabei ist, dass Armin in der Post-Apokalypse schön im Internet surft. Auch wenn er selbstproduzierten Strom hat, betreut doch niemand mehr die Server...